Wespenbussard (Pernis apivorus)

Der Wespenbussard ist kein „echter“ Bussard wie die Arten der Gattung Buteo, sondern der einzige mitteleuropäische Vertreter der Gattung Pernis und weicht in vielem von den „echten“ Bussarden ab: Er ernährt sich zum weit überwiegenden Teil von Insekten und deren Larven, seine Krallen sind eher zum Ausgraben von unterirdischen Wespennestern gebaut und daher nur wenig gekrümmt, die Federn im Gesichtsbereich sind besonders fest und schuppenartig zum Schutz vor Stichen seiner Hauptbeute und seine Augen setzen mehr seitlich am Kopf an, als bei den meisten anderen Greifvögeln, was dem Wespenbussard einen fast schon tauben- oder kuckucksartigen Gesichtsausdruck verleiht.

Als Insektenjäger ist der Wespenbussard ein strenger Zugvogel: Die meisten verlassen Mitteleuropa im Laufe des Septembers, um im Mai wieder dort einzutreffen. Afrika südlich der Sahara bildet das Winterquartier. Die meisten Jungvögel übersommern (z.T. mehrfach) im Winterquartier, tauchen also erst nach frühestens eineinhalb Jahren wieder an ihren europäischen Brutplätzen auf.

Bei Ankunft im Brutgebiet sind die Bäume bereits voll belaubt und die Wespenbussarde beginnen sofort mit ihren eigentümlichen Balzflügen: Männchen und Weibchen fliegen meist in großer Höhe girlandenförmige Wellenbahnen, wobei sie (im Gegensatz zu allen anderen einheimischen Greifvögeln) kurz vor dem höchsten Punkt jeder Girlande ihre Flügel fast senkrecht in die Höhe strecken und mehrmals flatternde Bewegungen mit ihnen ausführen (sog. „Schmetterlingsflug“). An dieser Verhaltensweise lassen sich balzende Wespenbussarde auf große Entfernungen sicher bestimmen, auch wenn Gefiederdetails längst nicht mehr erkennbar sind!

Im Gegensatz zum durchaus ähnlichen Mäusebussard, der seine Flügel beim Segelflug flach V-förmig hält, kreisen Wespenbussarde in der Regel mit brettartig gerade gehaltenen Flügeln. Ihre Flügelschläge sind auch lockerer und langsamer. Ihre Silhouette ist insgesamt schlanker als die des Mäusebussards: Etwas längere Flügel und ein längerer Schwanz sind dafür verantwortlich. Letzterer zeigt eine arttypische Zeichnung: Eine breite dunkle Binde an der Spitze und zusätzlich zwei schmalere nahe der Basis. Die Augen adulter Wespenbussarde sind gelb, was bei „echten“ Bussarden nie vorkommt. Wespenbussarde sind ähnlich variabel gefärbt wie Mäusebussarde und die Variationen reichen von unterseits fast ganz weiß bis nahezu einheitlich dunkelbraun.